Und ganz plötzlich, fast über Nacht, hat der Sommer den Staffelstab der Natur dem Herbst übergeben. Die Schwalben sind weg – ihr Schrei wurden vom Schnattern der Gänse, die die Terrasse in Richtung abgeerntete Maisfelder überfliegen, abgelöst. Ich sehe dies mit einem lachenden und einem halb-weinenden Auge. Halb-weinend, weil der Farbenreichtum und viele meiner Freunde, die Insekten, sich so langsam verabschieden, ich fast fertig mit meinem Tun bin – und einem lachenden Auge, weil ich den Herbst einfach sehr und total liebe. Ich nenne das „Farbe atmen“ – rausgehen, schauen, Farben aufsaugen – die Natur gibt sich so viel Mühe und bereitet uns ein Farbenfeuerwerk – Farbe und Duft des Vergehenden atmen. 😍
Wie war mein Sommer? Wo er war, ist die richtige Frage. Und die Antwort: draußen in Feld, Wald und in meiner Blumen-Duft-Summsi-Oase. Und je länger der Wahnsinn da draußen andauert, desto weniger bewegte ich mich im I-Net – einfach keine Lust auf all das, was so viele Menschen beschäftigt und mir so ziemlich egal war und ist.
Schön war er – mein Sommer. Voller Farben, Düfte und Summsi. Nach meinem letzten Beitrag vom Sommer mit vollerblühter Prärie, deren späte Vertreter uns bis in den September begleiteten, wurde es langsam ruhiger. Das Summsi ist geblieben und sobald die Sonne da ist, ist es noch immer vereinzelt da. Am längsten hat die Amerikanische Bergminze durchgehalten – neben den Cosmeen und den Zinnien natürlich. Es war einfach schön – ist es noch immer, nur anders – es ist eben Herbst. Mit den kühleren Nächten kam der Indian Summer – ja, das funktioniert tatsächlich auch auf einem Balkon, auf einer Dachterrasse – und es ist unglaublich schön. 😍
Mach Dein Ding
Ich bin wirklich glücklich, „mein Ding“ gemacht zu haben und das ist nicht allzu minimalistisch und spartanisch. Natur ja – alles heimisch nein. Eine meiner Lieben gehört den nordamerikanischen Schönheiten – und das Summsi gibt mir Recht. Ich habe beispielsweise die heimische Bergminze und die Amerikanische. Die heimische Bergminze mag einigen Spezialisten zugutekommen – ich hab keine gesehen – die Amerikanische dagegen hat von den ersten zarten Blütchen im Juni bis weit in den September hinein durchgeblüht – und gesummt, gesummt, gesummt. Am beliebtesten hier waren Mannstreu, Amerikanische Bergminze, Agastache rugosa, Agastache foeniculum, die Kugellauche, Purpur-Leimkraut, nickender Steppensalbei, die wilde Indianernessel (M. fistulosa Wildform), die Zinnien, die Cosmeen – alles andere bekam Besuch, wurde allerdings nicht so überrannt wie die genannten Schönen.
Karl Försters „es wird durchgeblüht“ ist in weiten Teilen gelungen. Wo es fehlte (im Frühjahr beispielsweise), hab ich in den letzten Wochen mit vielen hundert Zwiebeln nachgerüstet und mich dieses Mal an das gehalten, was ich in vielen Büchern und Blogs gelesen habe, was funktioniert. Schaun wir mal 😊.
Gemüse? Staudenwiese? Och, machen wir doch beides!
Ansonsten hab ich oberhalb der Essecke den Betonkübel für das Gemüse aufgegeben und dort eine Staudenwiese, durchsetzt mit Gräsern und Zwiebeln, angelegt. Etliche größere Gräser aus Mamas Garten (Plattährengras, Stachelschweingras, Chinaschilf und ein kleines für meine „Waldecke“) sind eingezogen, eine weitere (rote) Rutenhirse und etliche weitere Schönheiten, die mein Repertoire ergänzen sollen. Ehrlich gesagt, ich freu mich schon auf nächstes Jahr, das hoffentlich früher beginnen wird – mit vielen Krokussen.
Auch der Rest meiner gesäten Schönheiten (diverse Skabiosen und Knautien und zu viel, um es einzeln zu nennen) ist an ihren Bestimmungsort – und wegen der Vielzahl an Pflänzchen – zum Nachbarn und zu Mama in den Garten gezogen.
Gemüse … hier ist nicht der optimale Platz dafür. Ich hab jetzt 2 Sommer alles Mögliche und Unmögliche probiert und werde mich nächstes Jahr auf das beschränken, was funktioniert. Der designierte Wiesen-Betonkübel beispielsweise fällt flach – zu heiß, zu windig, also Blumen 😊. Ansonsten wird es Chilis geben (die wachsen hier wie die Wutz), Tomaten (heiß ist g…), Radieschen, Salate, Kräuter, essbare Blüten – feddisch. Aber ja, natürlich werd ich noch das ein oder andere probieren. Zusätzlich zu meinen Bäckerkisten wird Männe mir ein Hochbeet aus kleinen Paletten bauen.
Die letzten Kohlrabi fielen den Räupchen des Kohlweißlings zum Opfer. Und ehrlich gesagt, ich hab die Kleinen die letzten Tage mit gekauftem Rucola und Spitzkohlblättern gefüttert, mangels Masse. Eines Morgens waren sie weg, ausgezogen zum Verpuppen. Ich hoffe auf viele kleine Kohlweißlinge im Frühjahr, die losflattern. Eine letzte ist noch da, die ist aber zu klein und wird es nicht mehr schaffen. Sie darf also auf den Kompost mit den Kohlrabiresten und ich säe noch Löffelkraut & Portulak in diese Kiste.
Wer Schmetterlinge sehen will, muss mit Raupen leben
Unbedingt erwähnenswert ist der Kompost mit den Wurmlingen – diese Tiere sind unglaublich und ehrlich gesagt, ich liebe sie. 😍 WENN mal irgendwer die Weltherrschaft übernehmen wird – Windel-Schwab wird es nicht sein, sondern Wurmlinge. Die haben mittlerweile die ganze Dachterrasse erobert. Immer wenn es regnet, knäulen sie sich oben am Rand in Massen zusammen und ich hab mich schon gewundert – und sie wieder zurück befördert *lol. Bis ich geschnallt hab … das ist dann Wanderzeit. Die machen sich dann auf die nicht vorhandenen Socken und ziehen um. Die wohnen sogar in den Ritzen zwischen den Waschbetonplatten … Da bildet sich Humus. Egal, welchen Pott man verschiebt – Wurmlinge … und anderes sich windendes Getier. Unglaubliche Tiere 😊. (Im Winter hab ich sogar welche in einem herumliegenden Handbesen gesichtet. Ich wollte ihn wegräumen und siehe da, es wimmelte und würmte sich.)
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen wunderschönen Herbst – geht Farbe atmen. Und ja, es lohnt sich auf dem kleinsten Balkon. Nur ein einziger Topf ist ein ganzes Universum.
Herzensgrüße Bettina 😘
[…] in den Kübeln, spitzeln dann auch ob meiner zwiebeltechnischen Buddel-Orgie im Herbst eine Menge grüner Spitzen aus der Erde. Die Cream-Beauty-Krokusse zeigen schon einmal etwas […]
[…] einige Bilder der ersten Schönheiten dieses Jahres mit Euch.Wer im Frühling Blumen will, muss im Herbst Zwiebeln […]
[…] geht es jetzt richtig los – manches ist auch schon durch. Die Ergänzung der Zwiebelblüher im Herbst hat sich mega gelohnt. Seit Januar blüht es durch hier. Ende März hat das erste kriechende […]