Ich liebe unsere Dachterrasse mitten in einem Gewerbemischgebiet in der Industriestadt Ludwigshafen, belegt mit diesen Riesenwaschbetonsteinen aus den 70ern, die wir Anfang 2020, direkt nach unserem Einzug in diese Wohnung, begonnen haben zu begrünen. Mittlerweile, nach 5 Jahren, 55 m2 tobendes Leben … Wildbienen und Insekten, Käfer und Spinnen, Vögel … insektenfreundliche Dauerbepflanzung mit blühenden Stauden, Wildkräutern, Gräsern und Gehölzen, Totholz, Wasser, Sumpf im Kübel, Hochbeete mit Salaten und Gemüse, Obstbäumchen und Beerensträucher, Erdbeeren, Küchenkräuter und Heilkräuter …

Oase des Lebens
Eine Oase des Lebens nach den Prinzipien der Permakultur und soweit möglich des Naturgartens. Im Totholzstapel (altes Brennholz, das wir nicht verbrannt, sondern aufgeschichtet haben) haben im letzten Jahr 3 Blaue Holzbienen gebrütet – unter anderem. Die letzten Tage kam öfter – neben anderen Vögeln – ein Zaunkönig zu Besuch, der sich Käfer, Larven und kleine Spinnen, die in eben diesem Holzstapel überwintern, geholt hat. Er landet auf der Weide im Topf neben der Terrassentür, schaut sich kurz um und hüpft dann an den Holzstapel und sucht Fresschen. Unten herum verrottet das Holz schon und er ist mit Pilzen besetzt – und es lebt alles Mögliche und Unmögliche darin.

Rückschau
Oase statt Wüste
Auf unserer Terrasse ist es durchgehend in der warmen Jahreszeit 5-8 Grad kühler als direkt unten vor dem Haus, wo es keine Bepflanzung gibt … Und das macht sich natürlich auch drinnen bemerkbar. Es ist wirklich äußerst faszinierend, was in nur 5 Jahren möglich ist – von einer heißen Betonwüste bis zur grünen Oase jetzt.
Rückschau auf 2024 – pflanzt mehr Mampf
Die im Frühjahr 2024 neu gekauften Hochbeete haben uns viel Freude bereitet und Ertrag gebracht, und zwar vom Frühjahr bis jetzt immer noch. Sie haben die Möglichkeiten zum eigenen Gemüse gegenüber den Vorjahren gewaltig gesteigert – und ich habe viel gelernt.
Das Wichtigste: Nicht alles, was theoretisch möglich ist, muss man auch machen … es macht mitunter einfach keinen Sinn. Es macht keinen Sinn, das Hochbeet einige Monate lang mit einem – zugegebenermaßen riesigen – Blumenkohl zu belagern – nein, auch nicht, wenn der grün oder lila ist – wenn dann daneben fast nichts mehr wächst, weil die Karöttchen und Zwiebelchen angesichts der meterlangen Blätter des Blumenkohls kein Licht mehr bekommen …
Also – große Kopfkohle müssen draußen bleiben, die brauchen einfach zu viel Platz. Aber es gibt ja so vieles andere aus der Brassica-Familie, das Sinn macht 😊.

Wintergemüse
Die Wintergemüse-Saison ist durchwachsen – auch hier habe ich gelernt.
Meine Asia-Salate wachsen und werden beerntet, die Endivien wachsen ganz langsam, da war ich wohl etwas zu spät, die kann ich erst im Frühjahr ernten. Wintersalate sind ebenfalls fürs Frühjahr, das war aber auch so geplant, nachdem mich die letztjährigen schon im frühen Frühjahr darauf mit himmlischem eigenem rot-grünen Kopfsalat beglückt haben.
Das erste Radieschen Eiszapfen hab ich gerade verspeist – die sind super im Balkonkasten vor dem Wohnzimmerfenster.
Sauerampfer, Petersilie, Gundermann sind beerntbar. Mangold ebenfalls. Spinat ist zu klein geblieben, Feldsalat ebenfalls – ist dann ebenfalls im Frühjahr so weit.
Der ewige Kohl und ewiger Grünkohl sind super und eine Empfehlung. Lauch ebenfalls und einwandfrei. Stangensellerie mache ich nicht mehr, braucht viel Platz und leidet bei Kälte, wobei die (kleinen) Stangen essbar sind – für eine Gemüsepfanne als Zutat reicht es dann. Rote Bete superklasse, Mairüben ebenfalls.
Und absolut begeistert bin ich von den Kalettes/Flowersprouts/Kohlröschen. Auch wenn F1, werd ich dabei bleiben. Die sind super, ganz problemlos (wachsen im Hochbeet und im normalen Kübel) und suuuuuperlecker und mega-vielseitig, was für kreative Köche wie mich der Burner ist 😊.

Obst
Die im Frühjahr probeweise gepflanzten Erdbeeren (Ewigi Liebi von Lubera, eine Monatserdbeere) war große klasse – die Orangelina-Himbeeren ebenfalls. Die roten Zwerg-Himbeeren und die Zwerg-Brombeeren sowie die weiße Johannisbeere haben nur einige wenige Früchte getragen, war das erste Jahr – da freu ich mich auf dieses Jahr. Und nachdem der Erdbeertest so positiv war – die letzte zuckersüße aromatische Erdbeere gab es im November – hab ich im Spätsommer aufgestockt mit verschiedenen Sorten an Monatserdbeeren, darunter die französische Desserterdbeere Mara de Bois. Alles Monatserdbeeren, die sind einfach perfekt. Und außer für Kuchen oder Marmelade zu machen, werd ich keine mehr kaufen. Auch die deutschen direkt vom Bauern sind einfach zu geschmacklos und „leer“ geworden – brauch und will ich nicht, und schon gar nicht für dieses Geld, das die kosten.
Im Herbst sind neben mehr Erdbeeren auch eine Zwerg-Maulbeere (Mojoberry) und ein Zwerg-Apfelbaum (Sally von Lubera) eingezogen. Ich freu mich darauf.

Blumen, Gräser, Gehölze, Zwiebelblumen
Mit der sonstigen „Zier“-Bepflanzung bin ich superzufrieden. Es verabschiedet sich immer mal wieder etwas und etwas anderes kommt dazu – gekauft oder von alleine. Es blüht tatsächlich durch. Wenn die letzte Myrthenaster fertig ist, fangen schon die frühen Schneeglöckchen im November an. Die halten durch bis Februar und begrüßen dann den Rosmarin und den Winterjasmin. Später im Monat beginnen dann Krokusse und andere Zwiebelschönheiten.
Zu den vielen Stauden und jedes Jahr neu gesäten Einjährigen kommen mehr und mehr heimische Wildblumen dazu. Ich liebe ihre zarten Farben, ihre Wildheit, die mitunter gezähmt werden muss und die vielen, vielen Insekten, die sie anziehen. Und wenn ich dann in einem heißen Sommer beim Gießen anfange zu fluchen, weil ich mit den Beinen am Brennnesseltopf vorbei gestreift bin – dann weiß ich, ich hab alles richtig gemacht.

In diesem Sinne – danke fürs Lesen und Begleiten und Liken und Kommentieren – und auf eine berauschende neue Gärtnersaison 2025.
Liebe Grüße Bettina