Ich liebe den Herbst und das Frühjahr, also die Übergänge, das Dazwischen. Mein Lieblingszitat in Bezug auf den Herbst ist von mir selbst: Herbst ist wie … Farbe atmen. Und wenn man spazieren geht oder aus dem Fenster schaut – na, das passt doch wie der vielgerühmte Deckel auf den ominösen Topf.
Noch immer braust es von Leben auf dieser grün-bunten Oase in der Stadt … unsere Dachterrasse, mitten in einer Industriestadt, Ludwigshafen, in einem Gewerbemischgebiet, da wo wir leben. Ja, mittlerweile passt dieses Wort … LEBEN. Und immerhin – wir sind erst im Herbst 2019 hier eingezogen. Was in nur vier Jahren alles möglich ist … unglaublich.
Astern, Gräser, Chrysanthemen
Was wäre ein Herbst ohne sie … Astern, Gräser, Chrysanthemen? Will man Karl Foerster glauben, „braust ein Asterngärtchen […] von Bienen und lockt bunte Falter auf die Farbenbüsche“. Recht hat er gehabt, der wundervolle Gärtner. Und obwohl sie bei vielen Menschen ein etwas verstaubtes Image haben – zumindest was die Astern und mehr noch die Chrysanthemen angeht – sind sie einfach wunderschön. Und wenn man die „richtigen“ Arten aussucht, sind sie auch kein bisschen heikel und sehr insektenfreundlich.
Lasst Euch von meinen Fotos überzeugen. Ich liebe ja das Filigrane, das nicht so plump Aufgerüschte … filigrane Myrtenastern, die traumschöne Raublattaster Alma Poetschke zum Beispiel, die kein bisschen von Mehltau geplagt ist, ungefüllte Chrysanthemen in leuchtenden Farben, von denen jetzt, Mitte Oktober gerade die frühe Sorte blüht. Sie werden mich bis in den November begleiten. Und natürlich die absolut passend benannte Snow Flurry, deren weiße Pracht, die über den Rand des drögen Betonkübels hängt, in der Tat einem Schneetreiben gleicht. Allesamt sind sie umschwärmt von Bienen, Wildbienen, den letzten Hummeln und bunten Flatterlingen, wie ich Schmetterlinge gerne nenne. Taumelnde Schönlinge passt auch. 😊
Ebenso kann ich mir Herbst nicht ohne Gräser vorstellen. Die flirrende Leichtigkeit, das Leuchten der sich verfärbenden Halme, die filigranen Blüten, die jeden Wassertropfen aufnehmen und in der Sonne in Regenbogenfarben leuchten lassen … Auch hier darf ich noch einmal Karl Foerster zitieren, der sie so unfassbar liebevoll „das Haar von Mutter Erde“ nannte. Ein Garten und ein Balkon ohne Gräser ist ein Irrtum, für mich jedenfalls. Sie erfreuen mich den ganzen Winter mit ihren zarten Silhouetten, mit in der Sonne glitzernden Wassertropfen, mit Eisblumen, und so manches Insekt findet in den Puscheln sein Winterquartier und erfreut mich dann im Frühjahr und hilft, für ein biologisches Gleichgewicht zu sorgen. Traut Euch, es gibt so viele Sorten, die sich für Kästen, Kübel und Töpfe eignen. Es gibt so traumhaft schöne Bücher von Piet Oudolf, der den Winteraspekt im Garten so kreativ zum Ausdruck brachte und die Schönheit der Gräser einsetzte. Und wie gesagt, für die Insektenliebhaber unter uns, viele Insekten überwintern in den dichten Puscheln und über den Sommer fressen Raupen an ihnen. Und Vögel suchen in ihnen nach eben diesen Insekten.
Buntes Laub
Auch die Gehölze trumpfen noch einmal mit einem Feuerwerk auf und leuchten in den nebelverhangenen Herbst. Zu jeder Jahreszeit haben sie etwas zu bieten – der Austrieb des Laubs im Frühling, die Blüten zu verschiedenen Zeiten, Früchte und Beeren im Sommer und Herbst, buntes Laub im Herbst und Struktur im Winter. Auch für allerlei Getier sorgen sie – und zu guter Letzt helfen sie zusammen mit all meinen anderen Lieblingen im Pflanzenreich für ein angenehmes Mikroklima hier oben.
Herbstfreuden
Und natürlich … WAS bitte wäre der Herbst ohne die Lieferungen unserer Lieblingsdealer, die neue Schönheiten aus nah und fern für neue Kübel bringen. Einer geht schon noch … In meinem Fall ein paar mehr. Und auch die Planung fürs Frühjahr, fürs Gemüse, gehört n den Herbst … die erste jedenfalls 😉.
Den ganzen Spätsommer hab ich mit Ansaaten für Wintergemüse verbracht, manches davon – wie die Grünkohle – schon im Frühsommer angesetzt. Die letzten Wochen ist alles an seine Plätze gezogen und die letzten Spätzünder werden demnächst gesät wie Winterportulak, noch einmal Asia-Salate in einen frei werdenden Kübel. Dieses Jahr will ich zusätzlich im November schon die Dicken Bohnen säen. Ich hab da einen spannenden Artikel gelesen und werde das ausprobieren, nachdem ich letztes Jahr von unfassbaren Horden von Bohnenläusen heimgesucht wurde. Auch Zuckererbsen kann man schon jetzt vorsäen und ich werde es probieren – kann ja nichts verlieren 😉.
Mitbewohner
Ich habe auch, wie letztes Jahr schon, die Wespen und Hornissen ab dem Spätsommer und jetzt im Herbst, bis fast Ende Oktober, mit Obst „gefüttert“, beziehungsweise ein Buffet angelegt. Auf dem äußeren Fensterbrett vor der Küche lagen ab August halbierte Trauben, die waren am beliebtesten. Und trotz weit offenem Küchenfenster und ich am Kochen – es gab keinerlei Probleme – mit Wespen nicht, mit der heimischen Hornisse nicht und auch mit der asiatischen Hornisse nicht (die ich auch gemeldet habe). Einträchtig fraßen alle nebeneinander – jeder auf seiner eigenen Traubenhälfte – und flog mit vollgestopften Mandibeln weg. Ich hab mit meinen Händen zwischen ihnen rumgefummelt, um leergefressene Trauben zu entfernen und hab neue hingelegt – es ist absolut nichts passiert … Wenn die nämlich satt sind … und das sind sie ab Spätsommer nicht mehr … dann werden die auch nicht aggressiv. Satt macht friedlich … ganz offensichtlich.
Nach nunmehr vier Jahren haben uns auch die Vögel nicht mehr nur akzeptiert und kommen uns besuchen und schnabulieren Samen. Die ersten zwei Jahre kamen sie nur im Sommer zum Trinken und Baden und wenn die Beeren an den Sträuchern reif waren zum Schlemmen. Jetzt fressen sie auch Samen an den Stauden. Ein schöner Anblick und ich freue mich wie letztes Jahr auf die Winterfütterung.
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen wunderschönen Herbst. 😊
Herzensgrüße Bettina 😘